Im 17. Jahrhundert entwickelt sich aus den mittelalterlichen Bauhütten allmählich die „spekulative“ Freimaurerei. Es gründen sich Logen* mit dem Ziel, die ethische Bildung der Mitglieder zu fördern. Rituale aus der Handwerksgemeinschaft werden übernommen um Selbsterkenntnis und Brüderlichkeit zu vermitteln.
Ab dem 18. Jahrhundert wendet sich die Freimaurerei den Idealen der Aufklärung zu und bestärkt den Kampf um bürgerliche Freiheiten. Sie gerät damit regelmäßig in Konflikt mit autoritären politischen und kirchlichen Institutionen. Die amerikanische Unabhängigkeitserklärung von 1776 atmet den Geist der Freimaurerei und die Französische Revolution von 1789 verwirklicht mit den Idealen Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit freimaurerische Ziele.
Für Trier gibt es keine gesicherten Erkenntnisse zu einem Freimaurer-Leben. Allerdings findet man in Archiven Hinweise zu Maßnahmen gegen die Freimaurerei durch die Trierer Kurfürsten-Bischöfe.
* das deutsche Wort "Loge" ist tatsächlich abgeleitet vom englischen "lodge" = Hütte (Bauhütte)
Trier wird 1794 von den Truppen der französischen Revolutionsarmee erobert und es beginnt die sogenannte Franzosenzeit (bis 1814). Offiziere gründen am 18. März 1805 die Trierer Loge unter dem Namen "La Réunion des Amis de l' Humanité" unter der Konstitution des „Grand Orient de France“ – der französischen Großloge. Bereits 1806 gibt es Zusammenkünfte in deutscher Sprache. 1807 wird ein Logenhaus am Pferdemarkt gekauft. Dort wird die Trierer Loge für mehr als 100 Jahre ihre Heimat finden.
Allerdings gerät die Freimaurerei bald auch ins Visier Napoleons. Vermutlich ist zu viel freidenkerisches Wesen dem Kaiser suspekt.
Nach dem Wiener Kongress 1815 wird Trier Teil der Preußischen Rheinprovinz. Die Loge behält den Gründungsnamen in deutscher Übersetzung bei und nennt sich jetzt "Zum Verein der Menschenfreunde". Sie wird der Großloge „Royal York zur Freundschaft“ in Berlin eingegliedert.
Es ist zunächst eine Blütezeit der Freimaurerei in Trier. Bedeutende Mitglieder, darunter Beamte und Gewerbetreibende, treten öffentlich als Freimaurer auf und tragen zu den liberalen Strömungen in der Stadt bei.
Es ist aber auch die Zeit des deutschen Vormärz - und die preußische Obrigkeit misstraut den französisch-inspirierten Freimaurerlogen: Es sollen keine revolutionären Ideen Verbreitung finden. So wird die Trierer Loge 1833 zwar nicht förmlich verboten - jedoch faktisch stillgelegt. Das Logenleben spielt sich in den nächsten Jahren im Verborgenen ab. Hinzu kommt 1862 ein Unglücksfall: Während eines Rituals kommt ein Freimaurer zu Tode. Die Sensationspresse schlachtet den "Ritualmord" im Sinne der Kirche und konservativer Kreise aus.
Nach der Reichsgründung 1871 steht die Freimaurerei in Deutschland unter dem Schutz von Kaisern: Wilhelm I. und Friedrich III. sind selbst bekennende Freimaurer.
Und auch in Trier kann die Loge 1878 endlich ihre Arbeit offiziell wiederaufnehmen. Bald floriert das Logenleben und es wird als bereichernder Teil der Gesellschaft wahrgenommen. Anfeindungen gibt es allerdings weiterhin, insbesondere seitens der katholischen Kirche.
1904 feiert die Trierer Loge unter großem Aufwand ihr 100-jähriges Stiftungsfest.
Die Zeit des 1. Weltkriegs lässt das Trierer Logenleben stiller werden, doch es kommt nie ganz zum Erliegen. Auch die politischen Unruhen der Weimarer Zeit werden überstanden.
Anders wird es unter dem nationalsozialistischen Terror-Regime. Ab den 1930er Jahren wird die Freimaurerei massiv angefeindet. Gründe sind ihre Toleranz, insbesondere auch gegenüber Juden. Die Staatspropaganda streut dazu abenteuerliche Gerüchte über sagenhaften Reichtum, geheime Machtbündnisse der Freimaurer und eine weltumspannende Verschwörung.
Allerdings ist auch die Freimaurerei kein Hort der reinen Lehre und des Widerstands. Viele machen sich Nazi-Ideologie zu eigen, einige beugen sich dem Druck: Ideale werden vergessen, Juden werden verraten. Es ist auch für den Bund der Freimaurer eine dunkle Zeit.
In Trier wird das Logenhaus 1935 durch die SS besetzt und schließlich beschlagnahmt. Zusammenkünfte von Brüdern finden nur noch selten und unter größten Vorsichtsmaßnahmen statt. Das Logenleben ist vorübergehend erloschen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Dachorganisation der Freimaurer in Deutschland neu geordnet, Trier gehört nun zur "Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD)".
Die Loge findet eine provisorische Heimstatt in der Bürobaracke einer ehemaligen Sektkellerei, später mietet man Räume in der Brückenstraße. Doch hat die Nazizeit einen tiefen Einschnitt hinterlassen. Die Mitgliederzahlen sind gering, die Einbindung in die Gesellschaft abgerissen, absurde Verschwörungstheorien kursieren weiter.
Erst ab den 2000er Jahren ist wieder ein zunehmendes Interesse an der Freimaurerei zu verzeichnen. Die Trierer Loge freut sich über neue Mitglieder. Man tritt allmählich wieder in die Öffentlichkeit.
2012 wird in Ehrang ein neues Logenhaus gekauft. Das freimaurerische Leben hat wieder eine Heimat in Trier. Zu Gast ist auch eine französische Loge und es gibt viele weitere, bereichernde Beziehungen zu benachbarten Logen: Luxemburg, Saarbrücken, Saarlouis, Koblenz usw.
2021 ist Trier-Ehrang massiv betroffen von einer Hochwasserkatastrophe. Im Logenhaus steht das Wasser. Erst 2024 ist das Haus wieder weitgehend renoviert und nutzbar.
Zum Verein der Menschenfreunde e.V.
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