Zeichnung für die Freimaurer Loge "Zum Verein der Menschenfreunde" Nr.211 im Orient Trier
Ein gewagter Blick in die Quantenphysik
Liebe Brüder, bitte nehmt die folgenden Ausführungen als das, was sie eigentlich immer sind . . . ein Versuch für mich selbst etwas von diesem Thema zu begreifen – und auch zu schauen, was es für eine praktische Bedeutung haben könnte. Dies wird also kein wissenschaftlicher Fachvortrag. Im besten Fall hoffe ich, dass ich keine groben Fehler erzähle. Und ich fände es sehr schön, das Thema mit Brüdern, die davon mehr verstehen als ich, im Gespräch zu vertiefen.
Also Quantenphysik. Quantenphysik beschreibt das Verhalten von Teilchen im subatomaren Raum. Nehmen wir beispielsweise eine Zelle unseres Körpers, so besteht diese aus einem komplizierten Aufbau von vielen Molekülen. Ein Beispiel für ein solches Molekül ist die DNA – auf die ich später nochmal zurückkomme. Moleküle wiederum sind komplexe Strukturen, die aus vielen Atomen zusammengesetzt sind. Von den Atomen nahm man ursprünglich an, dass sie die kleinsten Bausteine der materiellen Welt seien. Das altgriechische átomos bedeutet „unteilbar“. Bald schon war man aber über diese Schwelle hinweg. Heute gehört die Kenntnis einiger subatomarer Teilchen wie Elektronen, Protonen oder Neutronen schon fast zur Allgemeinbildung.
Und hier sind wir nun also im Reich der Quantenphysik. Sie wird schon in den 1920er und 1930er Jahren entwickelt, Namen wie Max Planck, Werner Heisenberg und Erwin Schrödinger sind damit verbunden. Vereinfacht gesagt stellt die Quantenphysik fest, dass sich subatomare Teilchen nicht „logisch“ verhalten, die klassischen Naturgesetze haben für sie keine Gültigkeit. Sie zeigen nämlich einerseits Eigenschaften von Körpern mit definierten Bewegungsbahnen und Ortskoordinaten, andererseits haben sie aber auch Eigenschaften von Wellen, die sich diffus verhalten, denen kein bestimmter Ort zugewiesen werden kann. Besser gesagt: Diese Teilchen haben das Potenzial, sich entweder als Körper oder als Welle zu verhalten. Heisenberg hat dazu in seiner sogenannten Unschärferelation festgestellt, dass keiner der beiden Zustände Realität wird bis zu dem Zeitpunkt, dass quasi von außen ein Beobachter eingreift. Im Falle der Teilchen muss also z.B. jemand messen, wie sich das Teilchen verhält. Damit zwingt er es, eine der beiden Realitäten anzunehmen. Im berühmten Beispiel von „Schrödingers Katze“ wird dieses scheinbare Paradoxon der Quantenphysik verdeutlicht: Man stelle sich eine Katze in einem Kasten vor. Zusätzlich befindet sich darin ein Gerät, das die Katze in jedem Moment vergiften kann. Ob das Gerät auslöst oder nicht, ist reiner Zufall. In dem verschlossenen Kasten ist die Katze nun potenziell sowohl tot als auch lebendig. Erst wenn jemand in den Kasten hineinschaut, entsteht Realität: dann ist die Katze entweder tot oder lebendig. Anders formuliert: Erst wenn der Zustand des Potentiellen der subatomaren Teilchen durch eine Einwirkung von außen zusammenbricht, entsteht Realität. Und schon die Beobachtung des Vorgangs, einfach die Existenz eines in Wechselwirkung tretenden Außens ist eine solche Einwirkung.
Was bedeutet dies praktisch? Wie vollzieht sich der Übergang von der subatomaren Ebene zur Ebene der materiellen Welt, der Welt der realen Objekte? Wie wir gesehen haben MUSS von außen eine Wirkung auf die subatomaren Teilchen erfolgen. Und es ist einfach die bereits bestehende Realität, die diesen Impuls immer wieder setzt. Die Welt, so wie sie ist, setzt die Maßstäbe, an denen sich die Partikel in ihrem Prozess der Realisierung ausrichten. Wäre die Welt ein bisschen anders, könnten auch andere Seiten des Potenzials der Teilchen realisiert werden. Es ist ein recht labiler Zustand und – in dem Fall, dass man Einfluss nehmen kann - ist es ein nicht vorherbestimmter Prozess. Und es ist offenbar ein Kreislauf-Prozess, bei dem sich verändernde Realitäten selbst reproduzieren und damit verstärken.
Bleibt die Frage, ob ein Eingriff – eine Veränderung – möglich ist. Hier soll diese Frage nun nicht philosophisch betrachtet werden, sondern vom Standpunkt der Naturwissenschaften. Dafür kommen wir zurück auf unser oben genanntes Molekül – die DNA. Dieses Molekül ist dafür zuständig, mit Hilfe unseres genetischen Codes die Bausteine herzustellen, aus denen unsere Zellen, unsere Körper bestehen. Die Gen-Codes sind in Form von chemischen Verbindungen gespeichert, die Bewegungen von Elektronen und Protonen steuern das Auslösen der Codes, schalten quasi die Gene ein oder aus. Und – nach den Gesetzen der Quantenmechanik – befinden sich diese subatomaren Teilchen im Zustand des Potenzials! Das bedeutet nichts anderes, als dass ein Gen sowohl ein- als auch ausgeschaltet ist – SOLANGE bis von außen eine Einwirkung erfolgt, wie wir es oben beschrieben haben. Und diese Einwirkung erfolgt durch die bereits existierende Umgebungsrealität: nämlich das DNA-Molekül selbst. Eine Mutation des genetischen Programms wiederum, dass also andere Gene an- oder ausgeschaltet werden, wäre damit nicht rein zufällig, sondern müsste tatsächlich von der Umgebung her über Zelle und Molekül gesteuert sein. Dass dies wirklich passiert, kann in Laborversuchen nachgewiesen werden. Weit über die wahrscheinliche, zufällige Mutationsrate hinaus ist zum Beispiel eine Bakterienkultur in der Lage, sich an ein Nahrungsangebot genetisch anzupassen, das es zuvor nicht verdauen konnte.
Wer jetzt an dieser Stelle an „Intelligent Design“ denkt – also an einen intelligenten, äußeren Gestalter – hat die Pointe an der Sache verstanden. Aber so einfach wird es doch nichts mit dem Gottesbeweis. Andere wissenschaftliche Experimente zeigen nämlich, dass die zielführenden Mutationen keine unmittelbare Reaktion auf die Umwelt sind. Nach wie vor gehorchen sie der Darwin’schen Evolutionstheorie und vollziehen sich zufällig. Nur die Bereitschaft zur Mutation wurde als Reaktion auf die veränderte Situation erhöht. Es wird also quasi die Tür weiter geöffnet, die Vorbestimmung durch die bestehende Realität heruntergefahren. Damit ist das Potenzial der subatomaren Partikel größer, jetzt vielleicht eine andere Realität anzunehmen. Ist die sinnvolle Mutation erstmal entstanden, setzt sie sich dann evolutionär schnell gegenüber allen anderen durch. Und schließlich hat sich die Umwelt verändert und reproduziert diese Realität weiter durch die Steuerung der subatomaren Ebene durch eine neue, leicht veränderte DNA.
Was können wir daraus für Schlüsse ziehen? Hier kommen ein paar suchende Gedanken von mir:
Aus dem Buddhismus ist mir bekannt, dass nicht nur eine physische Handlung als „Tat“ angesehen wird, sondern auch Denken ist bereits ein „Tun“. Ich stelle es mir als Energie vor, die beiden Vorgängen innewohnt. Oder man bezeichnet es vielleicht als Aura; oder es sind die guten oder schlechten „Vibrations“, die von einem Menschen ausgehen – obwohl er eigentlich noch gar nichts macht. Wir alle kennen das. Können wir uns also entscheiden gute Energien anzuwenden und auszustrahlen, so wirken wir damit auf die Wirklichkeit ein. Wir verändern die Realität. Wir verändern nämlich das reziproke System, bei dem die veränderte Umwelt auf der subatomaren Ebene aus Potenzial Realität werden lässt. Eine bessere Realität. Im religiösen Kontext würde dieser Schluss bedeuten: „Beten hilft“.
Wir Freimaurer folgen unserer eigenen Lehre. Aber im Kern geht es genau darum: Wir wollen uns selbst zum Besseren verändern und wir verfolgen dieses Ziel nicht aus Egoismus. Wir wollen über die Brüderkette und die Herzen der Menschen die Realität auf dieser Welt zum Guten beeinflussen.
Kann die Quantenphysik eine Erklärung liefern, dass dies tatsächlich möglich ist? Dass unser Tun und unsere Vibrations eine reale Wirkung haben? Dass dies nicht nur ein Glauben ist, sondern quasi Physik? Das wäre sicher eine allzu gewagte Volte aus meiner Argumentationslinie. Und den Physikern stehen vermutlich die Haare zu Berge. Aber dennoch: Für mich ist es ein Gedanke der Hoffnung. Gerade angesichts so vieler Bedrohungen, bleibt doch ein Optimismus: Wir selbst haben es in der Hand, wir sind nicht ohnmächtig! Wir dürfen nicht verzweifeln, nicht aufgeben. Unsere gute geistige Energie kann diesen Planeten verändern.
Unsere gute geistige Energie – das ist unsere Freimaurerei, das ist unsere brüderliche Liebe.
Trier, im Juli 2024 (als Zeichnung aufgelegt am 25.10.24)
FJF