Zeichnung für die Freimaurer Loge "Zum Verein der Menschenfreunde" Nr.211 im Orient Trier
Tauchen – ja, ich rede vom Tauchen unter Wasser, vom Sporttauchen, vom Tauchen mit Tauchanzug, Atemgerät usw..
Ganz speziell aber rede ich von meinem Tauchen im Meer, meinen Erfahrungen. Ähnlich wie die Freimaurerei ist es nämlich eine höchst individuelle Angelegenheit.
Beim Tauchen im Meer ist man in einer anderen Welt. … So weit, so banal. Aber doch so entscheidend. Für mich ist es der wichtigste Aspekt daran. Es beginnt mit einem völlig anderen Körpergefühl. Ohne Schwerkraft kann ich im Wasser schweben, treiben, ja … fliegen. Die Bewegungen sind sanft, leicht. Ein kleiner Flossenschlag bringt mich voran, eine kleine Neigung des Körper ändert meine Richtung. Im „Blau“ - wie die Taucher sagen - gibt es kein Oben und Unten, alle Richtungen sind gleich. Und - sie führen unendlich weit. Schon so manche sind einfach weiter gegangen, wollten nicht mehr zurück …
Der andere Aspekt: Ich gehöre nicht in diese Welt. Nur mit einer hochtechnisierten, sorgfältigen Ausrüstung kann ich hier überleben. Nur eine begrenzte Zeit. Und nie ganz direkt: Meine Augen funktionieren nur hinter dem Glas der Taucherbrille, mein Körper ist möglicherweise ganz eingehüllt in einen Schutzanzug. Nur in dieser technischen „Blase“ – wie passend, dass dieser Begriff auf eine Luftblase hinweist – existiere ich in diesem Kosmos. Ich bin ein Außerirdischer - und oft frage ich mich, was ich in dieser Welt mache.
Dieser Aspekt der Abgetrenntheit, er ist für mich so gleichnishaft: Diese Ich-Kapsel, die sich durch die Welt bewegt, die mich absondert, die verhindert, dass ich wirklich mit etwas in Kontakt komme … Für mich ist es ein Bild für mein Leben generell. Eingeschlossen in meinem Körper, mehr noch in meinem Bewusstsein, bin ich kaum in der Lage, die Welt um mich herum auch nur wahrzunehmen. Alles muss durch meinen „Filter“, alles berührt mich nur soweit, wie ich es zulassen kann. Von echter Begegnung keine Rede! Eine Menschen-Kapsel unter so vielen anderen, treibe ich umher. Ich sehe die anderen Kapseln aus der Ferne, durch meine Filter. Manchmal kreuzen sich unsere Bahnen, manchmal stoßen wir auch ein wenig aneinander …
Die Einsamkeit dieser Lebens-Kapseln ist die menschliche Existenz. Getrennt vom Universum, wie Aliens, vereinzelt, treibend … Erst der Tod wird die Blase platzen lassen. Dann bin ich wieder zuhause.
Bis dahin suche ich, strample ich, versuche ich anderen Kapseln ein wenig näher zu kommen, kratze an ihnen. Vielleicht kann ich einen Riss zu spüren …
Trier, im Juni 2024
FJF